Geschichte des Ortsvereins

Auszug aus der Chronik zum 125jährigen Bestehen des SPD- Ortsvereins

Wie im ganzen Reich fanden sich schon in der Zeit der Sozialistengesetze auch in Stockelsdorf Menschen zusammen, die für die Ideen von Freiheit und Gerechtigkeit der Sozialdemokratie eintraten und die Not der Arbeiterklasse zum Thema machten. Man traf sich konspirativ oder man gab die Zusammenkünfte als Wanderungen und Kulturveranstaltungen aus. Die als Männerchor 1883 gegründete Fackenburger Liedertafel bot dazu die Möglichkeiten: Übungsabende, Feste und Ausflüge waren eine gute Tarnung für die politischen Aktivitäten. Mit der Anschaffung einer Bücherei durch den Gesangverein sollte die Arbeiterbildung gefördert werden. Ein Buch konnte für 5 Pfennige zwei Wochen lang ausgeliehen werden. Natürlich stand auch die Liedertafel unter Beobachtung der Obrigkeit.

Nach der Nichtverlängerung des „Sozialistengesetzes“ im Jahre 1890 versuchten die Sozialdemokraten in Stockelsdorf auch offiziell schon eigene Veranstaltungen durchzuführen, deren Abhaltung jedoch meistens untersagt wurden, wie zum Beispiel am 1. Mai 1890 eine Zusammenkunft mit dem Thema „Die materielle Lage der Arbeiter“. Dagegen konnte am 13. September 1891 eine größere Versammlung durchgeführt werden, auf der der Referent Fr. Theiß aus Hamburg zum Entwurf des neuen Grundsatzprogramms der Deutschen Sozialdemokratie sprach, das auf dem in Kürze stattfindenden Parteitag in Erfurt beschlossen werden sollte. Die gleichen Rechte für alle Menschen ohne Unterschied von Geschlecht und Abstammung war die Leitidee dieses Programms. Diese Versammlung beim Gastwirt und Postagenten Hellmann in Fackenburg wurde von 100 Leuten besucht, darunter 16 Frauen. Als Sitzungsvorstand fungierten dabei der Arbeiter Wilhelm Dreyer, der Kesselschmied Fritz Stehen und der Klempner H. Rönnfeldt. Im November 1891 beschloss man schließlich ein Statut des Sozialdemokratischen Vereins für Stockelsdorf und Umgebung und wählte einen vorläufigen Vorstand: den Former Wilhelm Dreyer aus Stockelsdorf als Vorsitzenden, den Kesselschmied F. Dammann aus Fackenburg als Schriftführer, den Klempner H. Rönnfeldt aus Stockelsdorf als Kassierer sowie die Arbeiter H. Hoffmann aus Ravensbusch und I. Hoffmann aus Groß Steinrade als Revisoren.

Erst im Jahre 1892 genehmigte die landesherrliche Obrigkeit in Oldenburg/Eutin den Sozialdemokratischen Verein Stockelsdorf und Umgebung. Dieses Jahr wurde von der Partei fortan als Gründungsdatum geführt.