Fast 5 Jahre war es ruhig um die 380 kV-Leitung in Ostholstein.
Nach einem sehr langen Prozess mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger wurde damals eine Trasse erarbeitet und präsentiert, die nicht mit Begeisterung aufgenommen, aber in Abstimmung mit den Gemeinden gefunden wurde. Damit sage ich noch nichts über die Notwendigkeit!
Es war eine schwierige Abwägung, da auf Mensch, Natur und weitere Bauvorhaben Rücksicht genommen werden musste. Zudem kam die Frage auf, ob diese Leitung überhaupt nötig sei, was genau durch die Leitungen durchfließt und ob es nicht ein Erdkabel sein könnte oder die Leitung zumindest in Teilen unter die Erde gelegt werden könnte. Viele Sitzungen, Veranstaltungen in Turnhallen und politische Diskussionen wurden durchgeführt. Insbesondere die Erdverkabelung spielte dabei eine große Rolle und in Stockelsdorf zudem das große Umspannwerk.
Die Leitung wurde in 3 Abschnitte geteilt:
- Raum Bad Segeberg
- Stockelsdorf-Siems
- Lübeck-Göhl
Und um den 3. Abschnitt geht es jetzt. Am 13.8. hat TenneT zu einer Informationsveranstaltung nach Sereetz eingeladen. Mit dabei der Staatssekretär Tobias Goldschmidt. Schon die Planung der Veranstaltung war für TenneT offenbar eine organisatorische Höchstleistung. Manche wurden geladen, manche wieder ausgeladen, einige Bürgermeister durften nur alleine kommen, aus manchen Gemeinden kamen 2 VerwaltungsmitarbeiterInnen und einige durften auch gar nicht kommen. Bei allem Verständnis für schwierige Bedingungen in Coronazeiten, das kann man anders machen.
Die betroffenen Gemeinden hatten einige Wochen zuvor (Hochsaison in Ostholstein) eine Karte mit einer möglichen neuen Trasse erhalten und sollten dazu Stellung nehmen. Nicht nur, dass es ein völlig neuer Trassenverlauf war, den die BürgermeisterInnen da auf den Tisch bekamen, so war auch auch gar nichts genau zu erkennen. Es sah aus, als ob jemand einen dicken Edding benutzt hätte und einfach mal einen Strich durch die Landschaft gezogen hat. Das alleine ist schon eine Unverschämtheit, dazu dann noch eine Stellungnahme zu erwarten ist ein Witz. Da kann man doch bitte etwas mehr Professionalität erwarten.
Auf der Sitzung wurden als Gründe für den möglichen neuen Verlauf der Leitung das Bündelungsgebot (alle möglichen Eingriffe in die Natur auf einem möglichst schmalen Korridor zusammenzufassen, Bundesnaturschutzgesetz), neue rechtliche Vorgaben im Leitungsbau, die Hinterlandanbindung und genauere Untersuchungen der Landschaft benannt. „Genauere Unterlagen hierzu sind jedoch noch nicht zur Weitergabe geeignet. Aber, man möchte jetzt möglichst frühzeitig eine Beteiligung durchführen“, so TenneT.
5 Jahre lang war nichts zu hören, keine Zwischenergebnisse, keine Präsentationen von durchgeführten Untersuchungen, kein kleiner Hinweis. Das nenne ich dann doch mal eine gelungene Überraschung, die TenneT da präsentiert hat.
Natürlich können und sollen sich jetzt die Gemeinden und BürgerInnen und Bürger beteiligen, das ist auch richtig so. Es ist noch kein offizielles Planfeststellungsverfahren, das wird erst im nächsten Jahr soweit sein (warten wir es mal ab).
Wenn man allerdings Kooperation und Vertrauen erwartet, sollte TenneT noch gehörig nacharbeiten. Weitere Veranstaltungen sind jetzt geplant, die Maststandorte sollen präsentiert und Anregungen eingearbeitet werden.
Und es bleiben noch weitere Punkte offen:
Ist die energiewirtschaftliche Notwendigkeit einer 380 kV Leitung wirklich gegeben?
Was genau fließt denn durch die Leitung?
Ist es tatsächlich ein Meilenstein für erneuerbare Energien und somit auch für den Klimaschutz?
Wie sieht es jetzt mit der Erdverkabelung aus?
Diese Fragen müssen beantwortet werden und zwar von der Landesregierung. Da kann man sich nicht aus der Verantwortung stehlen.
Die Menschen im Kreis Ostholstein tragen mit der möglichen Hinterlandanbindung eine riesige Last. Da muss das Verfahren zur 380 kV-Leitung wenigstens professionell und offen verlaufen.